Die Zinsschere zwischen Europäischer Zentralbank und Baufinanzierungen geht weiter auseinander. Trotz mehrfacher Leitzinssenkungen der EZB in diesem Jahr haben sich die Bauzinsen seit Dezember 2024 um mehr als 60 Basispunkte erhöht, wie Barkow Consulting berechnet.
Bei seiner Sitzung im Oktober ließ der EZB-Rat den Einlagensatz bei 2,0 Prozent. Auf dieser Basis geben Finanzierungsberater Hinweise für Immobilienkäufer, die einen Hypothekenkredit planen.
Unklare Zinsentwicklung
Laut Oliver Kohnen, Co-Geschäftsführer des Baufinanzierungsvermittlers Baufi24, müssen Käufer in den kommenden Monaten mit Schwankungen rechnen. Er erklärte, die Phase niedriger Zinsen zu Jahresbeginn sei beendet. Eine erneute Verbesserung der Konditionen werde weniger wahrscheinlich. Sollte es 2026 zu steigenden Marktzinsen kommen, könnten Finanzierungen nach seiner Einschätzung teurer werden.
Kohnen sagte, Käufer sollten daraus Schlüsse ziehen, da günstige Kredite schneller enden könnten als erwartet.
Ratschläge von Finanzberatern
Max Herbst, Gründer der FMH-Finanzberatung, rät ebenfalls dazu, nicht auf einen Zinsrückgang zu setzen. „Jetzt auf einen Zinsrutsch von 0,25 Prozent zu warten, wäre nach meiner Meinung falsch“, sagte er. Er verwies auf leicht steigende Immobilienpreise, eine weiter über zwei Prozent liegende Inflation und eine unsichere weltpolitische und finanzielle Lage.
Herbst erklärte, er würde nicht abwarten, aber auch keinen schnellen Vertragsabschluss allein aus Sorge vor kleinen Zinserhöhungen empfehlen.
Stabile Tendenz bis Jahresende
Der Immobilienfinanzierer Dr. Klein geht laut Expertenrat-Mitglied Florian Pfaffinger davon aus, dass sich die stabile Zinsentwicklung bis Jahresende fortsetzt. Kurzfristige Abweichungen nach oben oder unten seien jedoch möglich. Pfaffinger verwies auf wirtschaftliche und geopolitische Faktoren.
Er nannte schuldenfinanzierte Staatsausgaben in Europa für Rüstung und Infrastruktur als Risiko für steigende Inflation. Diese könne zu höheren Kapitalmarktzinsen führen und damit auch die Bauzinsen beeinflussen.
Einfluss der Bundesanleiherenditen
Die Differenz zwischen Leitzinsen und Hypothekenkonditionen erklärt sich durch die Orientierung der Bauzinsen an der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Deren Kurse spiegeln Erwartungen der Investoren wider und werden täglich gehandelt. Bei Marktturbulenzen könnten Anleger verstärkt in Bundesanleihen wechseln, was deren Renditen senke.
Mehrheit erwartet mögliche Steigerung
Laut einer Umfrage des Immobilienfinanzierers Interhyp rechnen Bankexperten kurzfristig überwiegend mit stabilen Bauzinsen um etwa 3,65 Prozent. Für die kommenden sechs bis zwölf Monate halten rund 67 Prozent der Befragten steigende Zinsen für möglich.
Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin von Interhyp, erwartet wegen der unveränderten EZB-Leitzinsen ein gleichbleibendes Niveau bis Jahresende. „Für Immobilienkäufer bedeutet das stabile Zinsniveau Planungssicherheit“, sagte sie. Zudem verwies sie auf stagnierende Immobilienpreise seit Oktober 2024 und nannte das Marktumfeld günstig für den Einstieg. Laut einem Artikel auf mietspiegeltabelle.de wird aber zugleich darauf verwiesen, dass sich der Markt weiterhin unter Druck befindet.