Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) hat erklärt, sie werde nicht an der Vorgabe festhalten, jedes Jahr 400 000 neue Wohnungen zu bauen. Sie betont, die Rahmenbedingungen änderten sich – insbesondere durch Zuwanderung und demografische Entwicklung – und deshalb sei eine starre Zielzahl nicht zielführend.
Sie fordert eine koordinierte Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Wichtig sei Geschwindigkeit, technologische Fortschritte und Toleranz im Genehmigungs- und Bauprozess. „Wir bauen zu langsam. Wir bauen zu teuer. Wir bauen zu wenig“, sagte Hubertz bei „Markus Lanz“.
Regionale Schwerpunkte statt Einheitszahl
Hubertz verteidigte ihren Verzicht auf eine bundesweite Zielmarke bei Nachfrage nach den 400 000 Wohnungen. Sie verwies darauf, dass regional unterschiedliche Entwicklungen wie Einwanderung und Alterung berücksichtigt werden müssten.
Die Bedeutung solcher Unterschiede zeigt sich etwa anhand der Mietspiegeldaten für Hamburg, wo der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei über 15 Euro liegt – ein Wert, der den politischen Zielkorridor bereits überschreitet.
Bürokratieabbau und Preisdeckel als Ansatz
Die Ministerin nannte Bürokratieabbau als einen wichtigen Hebel. Als ein konkretes Maß nannte sie, dass Mieten im Neubau unter 15 Euro pro Quadratmeter liegen sollten. Dieses Ziel erscheint angesichts der aktuellen Werte für Düsseldorf als ambitioniert – dort liegt der durchschnittliche Mietpreis im Bestand ebenfalls deutlich über 14 Euro.
Matthias Günther, Bau-Experte, bezeichnete dieses Ziel in Großstädten als kaum realisierbar, da dort Grundstückskosten deutlich höher lägen. In kleineren Städten und im ländlichen Raum seien solche Mieten hingegen erreichbar.
Bauberufsstand und Kostensenkung
Hubertz äußerte, dass staatliche Fördermittel allein nicht ausreichen. Es komme entscheidend auf den Zuzug von Fachkräften in handwerkliche Berufe an. Zudem bezeichnete sie Möglichkeiten in der Fertigung vor Ort (etwa vorgefertigte Wände) und Erbpacht als Ansatzpunkte zur Reduzierung der Baukosten.
Koalitionsvertrag ohne Wohnungshürde
Journalistin Kerstin Münstermann wies darauf hin, dass im Koalitionsvertrag keine konkrete Wohnungszahl genannt werde. Hubertz erklärte, die Arbeitsgruppe habe bewusst darauf verzichtet und setze statt fixierter Angaben darauf, möglichst viele Hebel gleichzeitig zu nutzen.
Übersicht der Maßnahmen
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Zieltiefe: Keine starren Jahresziele, stattdessen flexible Annäherung basierend auf Bedarf
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Regionale Steuerung: Anpassung an Einwanderung und demografische Veränderungen
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Messbare Kriterien: Tempo, Technologieeinsatz, Toleranz in Verfahren
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Preisbegrenzung: Zielmiete im Neubau unter 15 €/m²
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Bürokratieabbau: Abbau von Verfahren als Effizienzfaktor
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Fachkräftesicherung: Gewinnung von Handwerkern zur Versorgung des Bausektors
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Kostenreduzierung: Einsatz vorgefertigter Bauteile und Nutzung von Erbpacht
Fazit:
Verena Hubertz legt den Fokus auf Flexibilität, regionale Steuerung und effiziente Verfahren statt auf eine bundesweit festgeschriebene Jahreszahl. Ihre Strategie zielt auf ein Zusammenspiel von Geschwindigkeit, technologischem Fortschritt und Fachorganisierung ab, um den Wohnungsbau in Deutschland schneller und preiswerter zu gestalten – mit konkreten Benchmarks wie der Mietobergrenze und gezielter Fachkräftesicherung als Bausteine.