Bundeswehrstopp trifft Städteplanungen in Baden-Württemberg

Bundeseigene Flächen bleiben vorerst militärisch: Städte in Baden-Württemberg müssen ihre Planungen für frühere Kasernen anpassen. Das Verteidigungsministerium hat die Umwandlung dutzender Standorte gestoppt und damit kommunale Baupläne auf Eis gelegt.

Der Beschluss betrifft 26 Liegenschaften im Land, die für zivile Projekte vorgesehen waren. Städte wie Heidelberg und Ellwangen hatten dort Wohngebiete geplant. Kommunen prüfen nun Alternativen und suchen das Gespräch mit dem Bund. Für die Stadt Heidelberg ist die Situation besonders relevant vor dem Hintergrund eines angespannten Wohnungsmarkts mit hohen Mietpreisen – gemäß aktueller Daten liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Heidelberg bei etwa 15,63 €/m².

Heidelberg sieht große Wohnbaupläne gefährdet

In Heidelberg sollte auf dem Gelände des früheren Patrick-Henry-Village Wohnraum für mehr als 10.000 Menschen entstehen. Oberbürgermeister Eckart Würzner sagte dem SWR, die Entscheidung treffe die Stadt stark. Man sei kurz davor gewesen, das rund 100 Hektar große Areal von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu kaufen.

Würzner erklärte, das Projekt sei zentral für den lokalen Wohnungsmarkt, da dies die letzte große Entwicklungsfläche der Stadt sei. Nach seinen Angaben halte er das Gelände wegen alter Gebäude für eine militärische Nutzung für wenig geeignet. Heidelberg steht laut Stadtverwaltung in Kontakt mit dem Verteidigungsministerium und strebt Gespräche auf höchster Ebene an.

Ellwangen pocht auf geplanten Wohnraum

Auch Ellwangen hatte bereits konkrete Schritte unternommen. Auf dem Gelände der ehemaligen Reinhardt-Kaserne sollen bis zu 1.800 Menschen wohnen. Derzeit werden dort noch bis Jahresende frühere Kompaniegebäude als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt.

Oberbürgermeister Michael Dambacher erklärte, die Stadt bestehe auf einer zivilen Nutzung nach dem Auszug der Flüchtlinge. Er sprach von einem weit fortgeschrittenen Planungsstand und betonte die Bedeutung des Vorhabens für Ellwangen Süd. Zum Hintergrund: Der Mietspiegel für Ellwangen weist einen Durchschnittspreis von lediglich 10,19 €/m² aus.

Liste betroffener Standorte

Zu den Liegenschaften, die vorerst nicht zivil genutzt werden sollen, gehören unter anderem:

  • Bleidornkaserne in Ulm
  • Ehemalige Tompkins Barracks in Schwetzingen
  • Schießstände in Baden-Baden, Iffezheim und Pforzheim
  • Munitionslager in Neuenburg am Rhein und Tübingen
  • Frühere US-Flächen in Heidelberg, Schwetzingen und Wertheim
  • Kasernen und Übungsplätze in Achern, Sigmaringen, Ellwangen und weiteren Gemeinden

Insgesamt stehen knapp 200 Standorte bundesweit auf der Liste des Verteidigungsministeriums.

Land kündigt Erleichterungen für Bundeswehrprojekte an

Die Landesregierung unterstützt die Bundeswehr bei Bauvorhaben. Landesentwicklungsministerin Nicole Razavi kündigte an, militärische Projekte von landesrechtlichen Vorgaben zu befreien. Dazu zählen Bauordnungs-, Denkmal-, Straßen-, Wasser- und Naturschutzrecht.

Der wohnungsbaupolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion im Landtag, Friedrich Haag, forderte laut Mitteilung, vergleichbare Erleichterungen auch für Wohnungsbauprojekte zu schaffen, besonders in Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt. Auch hier spielt der Mietspiegel eine Rolle – er zeigt, wie hoch die ortsübliche Vergleichsmiete ist.

Sigmaringen und Külsheim offen für Rückkehr

In Sigmaringen steht die Graf-Stauffenberg-Kaserne auf der Liste der Standorte, die wieder genutzt werden könnten. Die Stadt unterstützt eine Rückkehr der Bundeswehr. Bürgermeister Marcus Ehm verwies im Sommer auf bestehende Infrastruktur wie Schießplatz und Bahnanschluss.

Auch Külsheim hatte sich im Sommer für einen Bundeswehrstandort beworben. Bürgermeister Thomas Schreglmann bezeichnete die Truppe gegenüber dem SWR als wichtigen wirtschaftlichen Faktor und verwies auf mögliche Impulse für Gastronomie und Ortsentwicklung. Eine Antwort aus Berlin steht laut seinen Angaben bisher aus.

Weitere Schritte unklar

Wann über die Zukunft der betroffenen Areale entschieden wird, ist offen. Kommunen warten auf Rückmeldungen des Verteidigungsministeriums. Bis dahin ruhen vorbereitete Projekte, und Städte prüfen, wie sie den Bedarf an Wohnraum und Gewerbeflächen decken können — unter anderem mit Blick auf die Entwicklung der ortsüblichen Mieten im jeweiligen Gebiet.