Mehr Baugenehmigungen, Wohnungsmarkt bleibt angespannt

Die Zahl der Baugenehmigungen in Nordrhein-Westfalen ist in den ersten acht Monaten des Jahres leicht gestiegen. Nach Angaben der Landesbehörden wurden von Januar bis August 26.664 neue Wohnungen genehmigt – rund 500 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Trotz des Zuwachses bleibt der Wohnungsbedarf deutlich höher.

Bedarf übersteigt Genehmigungen deutlich

Laut Deutschem Mieterbund werden in Nordrhein-Westfalen jährlich rund 80.000 neue Wohnungen benötigt, um den Bedarf zu decken. Bundesweit liegt die Zielmarke bei etwa 400.000 Einheiten. Die derzeitige Zahl der Genehmigungen deckt damit weniger als die Hälfte des Bedarfs.

Für Städte wie Köln zeigt der Mietspiegel, dass in der Innenstadt inzwischen durchschnittlich knapp 13 Euro pro m² verlangt werden. Weiterführende Daten finden sich im aktuellen Mietspiegel Köln sowie im Überblick über Mietspiegel Nordrhein-Westfalen.

Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Dullien von der Hans-Böckler-Stiftung erklärte, der Anstieg der Genehmigungen reiche nicht aus, um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Selbst hochgerechnet auf das Gesamtjahr liege die Zahl deutlich unter den früheren Zielvorgaben.

Ökonomische Bedeutung der Bauaktivität

Dullien verwies zugleich darauf, dass eine steigende Zahl an Bauprojekten positive Effekte für die Konjunktur haben könne. In früheren Phasen mit höherer Bautätigkeit habe sich auch die allgemeine Wirtschaftslage verbessert.

Die Bundesregierung setzt daher auf den sogenannten „Bau-Turbo“, der am 17. Oktober vom Bundesrat beschlossen wurde. Das Gesetz von Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) soll Bauvorhaben beschleunigen und Verfahren vereinfachen. Kommunen sollen künftig leichter von bestehenden Bauplanungsregeln abweichen dürfen, um Bauland schneller nutzbar zu machen.

Wohnungswirtschaft fordert Senkung von Baukosten

Der Verband der Wohnungswirtschaft begrüßte das neue Gesetz, sieht jedoch weiterhin hohe Baukosten als Haupthindernis. Präsident Axel Gedaschko forderte eine Absenkung bestehender Standards, etwa bei Schallschutz und Energieeffizienz. Nur mit einfacheren Vorgaben könnten die Baukosten sinken und mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen.

Auch der Mieterbund NRW äußerte Zurückhaltung. Ein Anstieg bei den Genehmigungen bedeute nicht automatisch mehr fertiggestellte Wohnungen. „Baugenehmigungen sind keine gebauten Objekte, wir haben einen hohen Überhang von Baugenehmigungen, die nicht an den Markt kommen und nicht zum Bauen kommen“, erklärte der Verband.

Mieten bleiben hoch

Trotz der leichten Zunahme bei Genehmigungen bleibt die Situation auf dem Wohnungsmarkt angespannt. In Köln kostet der Quadratmeter in der Innenstadt im Schnitt knapp 13 Euro, in Essen über neun Euro. Beobachter rechnen damit, dass die Mietpreise kurzfristig kaum sinken werden.

Nach Einschätzung von Fachleuten wird die angespannte Lage am Wohnungsmarkt auch in den kommenden Jahren anhalten. Der „Bau-Turbo“ könne zwar Verfahren beschleunigen, doch ohne sinkende Kosten und zusätzliche Investitionen bleibe der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum weiter hoch.