Wohnturm wird neues Zentrum in Freiham

Das 18‑stöckige Wohnhochhaus am Mahatma‑Gandhi‑Platz wird zum baulichen Mittelpunkt des neuen Münchner Stadtviertels Freiham. Es entsteht im Rahmen des Projekts „Zam“ (Zentrale Achse München) und gilt bereits vor Fertigstellung als prägendes Element des Areals. Rund 30.000 Menschen sollen hier künftig wohnen, etwa 15.000 arbeiten.

Aktuell laufen die Fassadenarbeiten. Insgesamt 522 Elemente aus Glasfaserbeton sollen bis Herbst montiert werden. Die Fertigung erfolgt manuell in einem Spezialbetrieb in Madrid. Die Elemente, mit einer Wandstärke von rund 25 Millimetern, werden mithilfe von 30.000 Einzelteilen in der Unterkonstruktion befestigt. Laut Projektleiter Julian Dreuw von der Buwog war eine serielle Bauweise bei dieser Art von Fassade nicht möglich.

Fassadentechnik und Ursprung des Entwurfs

Die Bauteile werden täglich in vier Einheiten an der Fassade installiert. Das schwerste Teil wiegt 1,6 Tonnen und wird von zwei Konsolen getragen. Weitere sechs Halterungen sorgen für Stabilität. Einige Fassadenelemente werden vor Ort gelagert, weitere in einem nahegelegenen Depot. Ursprünglich war Naturstein vorgesehen, dieser wurde jedoch aufgrund des Gewichts und der fehlenden Formbarkeit verworfen.

Das Gestaltungskonzept für den Mahatma‑Gandhi‑Platz stammt vom Hamburger Architekturbüro Störmer Murphy and Partners, das im Jahr 2019 einen Wettbewerb zur Gestaltung der Freihamer Mitte gewonnen hatte. Zum damaligen Zeitpunkt waren die Baukosten noch deutlich niedriger als heute.

Kostensteigerungen und Ausstattung

Trotz gestiegener Baukosten hält die Vonovia, Eigentümerin der Buwog und damit des Projekts, am ursprünglichen Entwurf fest. Die kalkulierten Investitionskosten von unter 300 Millionen Euro wurden inzwischen überschritten. Regionalbereichsleiter Robert Stellmach begründet dies auch mit der Einhaltung städtischer Vorgaben für die Gestaltung des Areals.

Insgesamt entstehen auf dem Zam‑Areal 470 Wohnungen. Im Wohnturm selbst werden 144 Einheiten realisiert, darunter Wohnungen mit Alpenblick in den oberen Etagen. Die beiden weiteren Gebäude mit fünf Geschossen umfassen 188 Wohnungen. Die Mieten betragen im Durchschnitt 24,35 Euro pro Quadratmeter – deutlich über dem durchschnittlichen Wert im aktuellen Mietspiegel für München 2025.

Erste Mieter bereits eingezogen

Die ersten Bewohner sind im April eingezogen. Bis Ende Juli sollen rund 70 Prozent der Wohnungen belegt sein. Laut Stellmach leben Menschen aus über 40 Nationen in dem neuen Stadtquartier. Alle Wohnungen sind mit Eichenparkett und Einbauküchen ausgestattet. Geförderter Wohnraum ist in diesem Abschnitt nicht vorgesehen.

Die Entwicklung des Zentrums verteilt sich auf vier Baufelder. Zwei davon wurden von der Rosa‑Alscher‑Gruppe entlang der Bodenseestraße realisiert, zwei weitere wurden zunächst von Isaria für die Deutsche Wohnen begonnen und anschließend von der Buwog für Vonovia weitergebaut.

Baukosten auch bei anderen Projekten gestiegen

Auch die Rosa‑Alscher‑Gruppe musste ihre ursprüngliche Kalkulation anpassen. Die Investitionssumme stieg von geplanten 300 auf 360 Millionen Euro – ein Plus von 20 Prozent. Gründe waren unter anderem gestiegene Material‑ und Energiekosten sowie Auswirkungen der Corona‑Pandemie.

Neben den 470 Wohneinheiten entstehen rund 19.000 Quadratmeter Bürofläche und ca. 27.000 Quadratmeter für Einzelhandel und Gastronomie. Eine Tiefgarage mit etwa 1.000 Stellplätzen soll das Parken in den umliegenden Straßen entlasten.

Einkaufszone und Platzgestaltung

Das Zentrum Freihams ist als öffentlich zugänglicher Raum konzipiert. Anders als in klassischen Einkaufszentren sind die Ladeneingänge straßenseitig angeordnet, mit Schaufensterfronten und Arkaden. Zu den bisherigen Nahversorgern zählen Tegut, Lidl, Rewe, Vinzenzmurr, Müller und die Brotmanufaktur Schmidt. Weitere Geschäfte wie Aldi, Woolworth, ein Schuhladen, Handy‑Shops, eine Apotheke sowie gastronomische Einrichtungen sind bereits ansässig oder kündigen ihren Einzug an.

Auch Einrichtungen wie ein Fitness‑Studio, die Münchner Volkshochschule und die Stadtsparkasse sind geplant. Im Herbst sollen unter anderem ein italienisches Restaurant und ein Lokal namens „Katzentempel“ eröffnen.

Für einen Vergleich lohnt sich ein Blick auf die Mietpreise nach Stadtteilen in München, darunter auch Freiham, die z. B. gegenüber der Maxvorstadt oder Schwabing deutlich abweichen.

Platzgestaltung noch im Provisorium

Die endgültige Gestaltung des Mahatma‑Gandhi‑Platzes steht noch aus. Derzeit wird ein provisorischer Zustand genutzt. Zwei Planungsentscheidungen sind noch offen: Zum einen die Führung der künftigen Tramverbindung von der Aubinger Allee zum S‑Bahnhof Freiham, zum anderen die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Überquerung der Bodenseestraße durch Fußgänger, Radfahrer, Busse und möglicherweise ebenfalls durch die Tram. Das Baureferat rechnet mit einer längeren Übergangsphase.